NEBELKÖNIG (GER), 2000

Sternkönig - Nebelharfe

 

 

Züchter: Gestüt Röttgen

 

Besitzer: Ralph Siegert

 

Aktiv: 2004 mit 3 Starts

 

Gewinnsumme: 0,00 EUR

 

Heutiger Einsatz: Reitpferd

 

 

Nebelkönig zog sich bereits als Zweijähriger einen leichten Sehnenschaden zu, so dass er zurück auf das Gestüt geschickt wurde, um sich auszukurieren. Letztendlich bot man ihn zum Verkauf an.

 

Ralph Siegert (Trainingsreiter) ergriff seine Chance und kaufte ihn. Unter seiner Hand absolvierte er dann 3 Starts, bei denen er im vorderen Feld landete. Doch inzwischen war Nebelkönig seinem Besitzer so ans Herz gewachsen, dass er aufgrund des alten Sehnenschadens kein weiteres Risiko eingehen wollte. Heute lebt Nebelkönig in der Nähe von Dresden und behauptet sich als Reitpferd.

 

Mehr über Nebelkönigs persönliche Geschichte erfahren Sie im Anhang ..

 

Nebelkönigs persönliche Geschichte

(geschildert von Ralph Siegert)

 

Zum Werdegang vom Nebelkönig (Schimmi): Geboren am 12.2.2000 in Röttgen. Ich habe ihn das erste Mal gesehen, da war er etwa 4 Monate alt und frech - er hat seiner Mutter beim Säugen immer ins Euter gezwickt ! Beim zweiten Mal war er etwa 1 Jahr alt und in der Junghengstherde, aber immernoch mein Favorit ! Bei meinem nächsten Besuch war er gerade frisch kastriert - wurde gemacht, weil angenommen wurde, dass er sonst zu schwer für seine Knochen wird, oder zu schnell wächst ! Das nächste Treffen von uns beiden war dann 2 Tage bevor er in den Rennstall zu Trainer Rau wechselte.

 

Ich habe dann ein Jahr nicht viel von ihm gehört, nur das, was über den Trainer ins Gestüt sickerte (ich habe Freunde da, ehemalige Kollegen aus dem Rennstall, die ich oft besuche) und als wir uns zum nächsten Besuch in Röttgen angemeldet hatten, war Schimmi Ende 2jährig und wegen einer Sehnenverletzung gerade wieder im Gestüt angekommen!

WER WILL DA NICHT VON SCHICKSAL SPRECHEN ..!!!

 

Aber er sollte die Verletzung auskurieren und dann entweder wieder zum Trainer Rau oder nach England zur Auktion ! Und sind wir mal ehrlich - wer glaubt schon im Ernst, dass ein großes Gestüt an einen kleinen Besitzer verkauft .. ich habe mir natürlich keine Hoffnungen gemacht, war eben einfach nur ein Fan von Nebelkönig ! Aber dann kam im Juli 2003 der Anruf - wenn ich will, kann ich ihn haben !!! Ich habe nicht lange überlegt, all mein Geld genommen, einen kleinen Transporter gemietet und ihn nach Dresden geholt ! Zu dem Zeitpunkt war natürlich nicht klar, ob ich ihn als Reitpferd oder Rennpferd nutzen würde - die alte Sehnenverletzung hätte ja immer wieder auftreten können. Aber wenn man so viele Jahre auf der Rennbahn ist, als Amateur, Angestellter und Arbeitsreiter .. wer träumt da nicht vom eigenen Rennpferd !?

 

Aber es wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn wir es nicht bis auf die Rennbahn geschafft hätten ! Wir beide haben es probiert und der Schimmi hat mitgespielt ! Im Mai 2004 war es dann wirklich soweit - Schimmi lief sein erstes Rennen, ich selbst war aufgeregter als er ! Wir hatten uns natürlich auch Gedanken über die Distanz gemacht und dann 1500m gewählt, relativ kurz, aber wir wußten ja nun überhaupt nicht, wie wir im Vergleich zu den anderen stehen .. und ich habe mir gedacht, wenn Schimmi nicht mitgehen kann und abreißen lassen muß, dann ist der Weg bis ins Ziel nicht so weit und er verliert die anderen nicht ganz aus dem Blick ! Aber er hat seine Sache sehr gut gemacht und wurde von Rasti Juracek auch gut vorgestellt. Schimmi ist auf den 5. Rang gelaufen, bravo!

 

Der 2. Start ging dann einige Wochen später über 1900m, beim Start haben Schimmi und Rasti Juracek gut aufgepasst und sind in gleich im Vordertreffen mitgegangen - leider war das Rennen rasend schnell, Schimmi ja auch noch sehr grün und irgendwann war dann die Luft alle und als es auf die Zielgerade ging, hat er auch noch ein Eisen verloren und ist gestürzt. Rasti hat sich das Schlüsselbein gebrochen ! Ich war mit den Nerven am Ende - eigentlich wollte ich nie wieder, das der Schimmi Rennen läuft, auch wenn ihm nichts weiter passiert ist.

 

Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt - wir haben uns nochmal getraut ! Im Spätherbst in Hoppegarten. Mit flauem Magen (nur bei mir, der Schimmi hat es genossen, das alle Leute guckten, er hat angegeben und posiert !) und mit völlig anderer Taktik. Nach dem Start einfach ans Ende des Feldes hängen, zur Ruhe kommen und Kräfte sparen und dann im Einlauf treten lassen, was die Tanks hergeben ! Genau richtig ! Der Reiter hat die Order zu 100% umgesetzt, Schimmi hat wieder einen guten Start hingelegt, aber wie viele Sternkönig-Kinder neigt auch meiner zur Selbstüberschätzung - er will gleich zeigen, was er kann. Der Reiter hat ihn dann in aller Ruhe bis ans Ende des Feldes beordert und so bis auf die Zielgerade, dann hat er dem Schimmi einfach freie Hand gelassen, loszurennen (oder auch nicht) und der Schimmi ist ohne große Anstrengeung oder Bemühen von ganz hinten auf den 7.Platz gelaufen (bei 15 Startern), ich war so glücklich, als hätten wir das Derby gewonnen. Und nichts passiert !

 

Aber einen 4. Start hat es nie gegeben .. nicht, weil Schimmi nicht mehr konnte, sondern weil ich nicht mehr konnte und wollte. Erst habe ich den nächsten Start immer auf den nächsten Monat verschoben, dann auf die nächste Saison und irgendwann war ich mir sicher - Schimmi läuft keine Rennen mehr. Ich will ihn schließlich als Reitpferd und er soll eines Tages auf meinem Sofa sitzen ! Ich hatte immer Angst, das wieder etwas passiert und es dann nicht so glimpflich verläuft. Ausserdem hat er uns mit der mühelosen Leistung in Hoppegarten gezeigt, das er als Rennpferd wirklich was gekonnt hätte - auch die Trainingsleistungen und Zeiten ließen darauf schließen .. aber das war mir Schnuppe, ich hatte zu viel Angst, das etwas passiert!

 

Heute ist der Schimmi 9 Jahre alt, fast schon so weiß wie sein Vater, wohnt nah an der Dresdner Rennbahn und dreht mit mir dort oft noch seine Runden! Rennkondition hat er zwar nicht, aber knackig ist er trotzdem, manchmal auch ein rechter "Rotzlöffel", aber immer "Vatis Liebling". Wir wissen schon, wie wir miteinander klarkommen, manchmal geht Schimmi auch als Führpferd für die junge Generation aus dem Trainer-Pyritz-Quartier, am liebsten aber mit seiner besten Freundin, der Stute meiner Schwester (Lyonara) - die beiden sind wie ein altes Ehepaar. Das, was Lyonara an Ruhe weg hat, das hat der Schimmi an Flausen im Kopf !!

 

Wir sind sehr glücklich miteinander und es ist einfach nur noch schön, wenn wir anderen Pferden beim Training zuschauen. Da hat der Schimmi sicher ein Lächeln auf den Lippen, weil er weiß, dass er bestimmt schneller als so mancher gewesen wäre, mußte es aber nicht erst beweisen - der Gedanke daran reicht uns !

 

(Stand: Januar 2009)

 

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© Nicole Billaudelle