DAX JAG (FR), 2015

Rio de la Plata (USA) - Bideeya (USA)

 

 

Züchter: H. Tibeuf (FR)

 

Besitzer: Sabine Schmitt

 

Aktiv: von 2017 - 2018 mit 3 Starts

 

Gewinnsumme: 0,00 €

 

Heutiger Einsatz: Freizeitpferd

 

 

Dax Jag zeigte sich im Rennsport eher wenig motiviert, so dass man sich nach drei erfolglosen Einsätzen dazu entschied, es nicht weiter zu versuchen.

 

Im Juli 2018 kam er in die Hände seiner heutigen Besitzerin, die einen kleinen Pferdehof und eine Reitschule betreibt (www.pferde-natur.de).

Hier blüht der freundliche Wallach deart auf, dass er vielleicht sogar mal im Reitunterricht eingesetzt wird.

 

Mehr über seine persönliche Geschichte erfahren Sie im Anhang. 

 

Dax Jags persönliche Geschichte

(geschildert von Sabine Schmitt)

 

Schon lange liebäugelte ich mit dem Gedanken an einen Vollblüter, sind es für mich einfach die schönsten Pferde von allen!
 
Mit Trakehnern aufgewachsen und einem Faible für blutgeprägte Pferde stand für mich daher schon seit einiger Zeit fest: sollte der alte Traki einmal in Rente gehen, wird ein junger Galopper sein Nachfolger werden!
 
Im Juli 2018 war es dann soweit! Ich stieß mehr zufällig auf die Verkaufsanzeige von DAX JAG, 152 cm klein, braun, 3 Jahre alt...mein Traumpferd!
 
Sofort rief ich die Besitzerin an und vereinbarte einen Termin zum Kennenlernen. Wie ich am Telefon erfuhr, war Daxi zu langsam für die Bahn, der Ehrgeiz fehlte ihm und er war eher für ein Miteinander denn für ein Gegeneinander. Das perfekte Freizeitpferd also!
 
Ich war gespannt was mich wohl erwartete, hatte ich mit der Galoppszene doch bisher noch keine Berührungen gemacht. Obwohl ich im Vorfeld viel gelesen hatte und grundsätzlich dachte, mich gut informiert zu haben, zeigte mir schon das Probereiten 3 Tage später, dass mein Traumpferdchen in einer völlig anderen Welt lebte als ich. Für mich und meinen Mann, beide Freizeit—und Wanderreiter, war das Geschehen im Rennstall sehr befremdlich und auch jetzt noch denken wir oft mit einem Schmunzeln daran zurück, sind die Gepflogenheiten dort doch so ganz anders, als wir es von zuhause gewohnt sind.
Mein Wunsch, das Pferd erst einmal vom Boden aus ein wenig zu arbeiten wurde entrüstet abgelehnt und auch ein Galopp auf der, in unseren Augen doch bestens geeigneten Trainingsbahn, konnte nicht stattfinden (die ist nämlich nur für Schritt und Trab—aha)...aufgestiegen wird in der Box, reiten nur links herum...nun gut.
Mit zunehmender Skepsis beobachtete ich das Vorreiten durch seine Pflegerin, aber kaum saß ich dann selbst im Sattel (oder besser Sättelchen) klebte auch schon ein breites Grinsen in meinem Gesicht — und entgegen aller Vorsätze sagte ich „Daxi“ sofort zu!
Mein Mann war sichtlich geschockt, wollten wir doch eigentlich erst einmal „drüber schlafen“ und eine AKU machen lassen. Doch mir war alles egal, dieses Pferd sollte es sein oder keines!
 
Also luden wir das Kerlchen ein und fuhren ihn nach Hause, wo mir allerdings schon sehr bald die ersten Zweifel kamen. DAX schlug auf dem Weg in seine Box mit allen Vieren wild um sich und auch bei seinem ersten Freilauf gebärdete er sich wie ein Verrückter.
Nach einigen Tagen legte sich dieses Verhalten aber und er begann sich einzuleben. Da seine Hufe noch völlig unausgereift und wie Fohlenhufe waren, entschloss ich mich, ihn auf barhuf umzustellen. Doch schon wenige Tage nach der Eisenabnahme bekam er eine starke Huflederhautentzündung.
Kaum war diese abgeklungen stellten sich unerklärliche Stoffwechselerkrankungen mit Verdacht auf Rehe oder Cushing ein. Mehrere Tierärzte waren ratlos, doch während wir noch Ursachenforschung betrieben, verschwanden die Symptome nach einigen Wochen so wie sie gekommen waren und er zeigte sich wieder fit und gesund.
 
Bis hierher hatte mich mein „Traumpferd“ schon einige schlaflose Nächte gekostet!
 
Doch nun konnten wir endlich starten!
Wir machten anfangs viel Bodenarbeit, gingen spazieren und ich ließ mich immer wieder ein bisschen von ihm tragen, was er alles mit Bravour meisterte. Immer cool, immer völligst entspannt. Ein Pferd mit Nerven aus Stahl und einem Herz aus Gold! Ich war selig und fühlte mich vollends entschädigt für die ersten Schrecken und Sorgen.
 
Doch dann wieder ein Rückschlag...als ich das Training steigerte und mit der „Umschulung“ zum Reitpferd beginnen wollte, musste ich feststellen, dass Reiten mit Gebiss unmöglich war, da er seine Zunge darüber nahm und nicht mehr lenkbar war. Also stellte ich ihn auf Sidepull und Bosal um. Aber auch hier schlug er phasenweise wie verrückt mit dem Kopf wenn man ihn vorne annahm. Im Galopp konnte er keine 3 Sprünge den Handgalopp halten, sprang ständig in Kreuz— oder Aussengalopp um. Er nahm mir oft alles vorweg und ich musste mir täglich neue Strategien im Training überlegen, um ihn nicht zu langweilen oder ihm die Möglichkeit zu geben, mich zu durchschauen. Es war (und ist immer noch) zum Teil sehr anstrengend mit ihm!
 
Andererseits zeigte Dax aber dann auch wieder Verhaltensweisen die mich immer wieder aufs neue rühren und unglaublich begeistern!
 
So liebt Daxi Kinder über alles!!!
Meine 6 jährige Tochter ritt ihn schon gleich zu Anfang hier ohne Sattel nur am Halfter im Trailparcours oder geführt im Gelände und schon als 3 jährigen konnte ich ihn für die Kleinkindergruppe meiner kleinen Reitschule einsetzen, ihn mit den Kids auf seinem Rücken durch und über bunte Bänder, Planen und Fähnchen laufen lassen. Je mehr Kinder um und auf ihm desto besser!
 
Auch war er von Anfang an unglaublich selbstbewusst und sozial. Er hatte weder Probleme sich im Gelände von anderen Pferden zu trennen, an loderndem Feuer vorüber zu gehen, sich bei Sturm in knisternde Rettungsdecken einhüllen zu lassen oder sich in der Herde gegen die ranghöchsten Mitglieder zu behaupten.
 
Auch übernahm er mit seinen jungen Jahren schon den Schutz meines alten Trakis, der mit seinen 24 Jahren oft von den jüngeren Wallachen getriezt wurde. Daxi stellte sich einfach als Prellbock dazwischen und schirmte den alten Herrn ab, vollkommen gelassen und unaufgeregt, ohne dabei jemals in Streit mit den anderen zu geraten.
 
Aber dann der nächste Rückschlag...nach einer Verletzung am Karpalgelenk musste er für 2 Tage in die Klinik, gefolgt von mehrwöchiger Boxenruhe. Er ertrug alles besser als ich es je von einem so jungen Pferd erwartet hätte, war unglaublich geduldig. Doch so brav er in seiner Box war, so explosiv benahm er sich draußen! Auf Spaziergängen kaum händelbar, an der Longe ein Pulverfass. An reiten war gar nicht zu denken...Ich erkannte meinen „Kleinen“ nicht wieder!
 
Wieder einmal änderten wir die Taktik und ich begann ihn vermehrt in der Freiarbeit zu beschäftigen. Hierbei musste er sich sehr konzentrieren und stark auf mich fokussieren, was ihm offensichtlich riesigen Spaß machte! Unsere Bindung war wieder da!
 
Doch nun, nachdem eigentlich alles wieder seinen normalen Gang geht, mutiert er gerade zum pubertierenden Halbstarken. Er ist frech zu den anderen Pferden, ist ungestüm beim Reiten und neigt, ganz im Gegensatz zu seinem bisherigen Verhalten, schnell zu Unruhe und Hektik.
 
Und wieder einmal bin ich gefragt, mich auf ihn einzustellen, neue Wege auszuprobieren, bereits erfolgreich erprobtes über Bord zu werfen und mich nochmal ganz neu mit meinen kleinen „Flegel“ auseinanderzusetzen...
 
Ich freue mich schon auf unsere weiteren Etappen—auf die Erfolge, aber auch auf die Rückschläge, denn ich lerne so vieles von diesem besonderen Pferdchen und bin unglaublich dankbar für jeden Moment mit ihm!
 
Denn so anstrengend und mühsam es auch oft ist, ist es nicht genau das,was den Reiz an diesen tollen Pferden ausmacht?!
 
Egal wie verrückt, eigensinnig und seltsam er manchmal auch ist, so ist er doch auch das warmherzigste, aufgeschlossenste und liebenswürdigste Pferd das ich je hatte! Ich hoffe uns sind noch viele, viele gemeinsame Jahre vergönnt!
 
(Stand: April 2020)
 
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© Nicole Billaudelle