Fremersberg wechselte während seiner aktiven Rennzeit des Öfteren den Rennstall und erwies sich als recht konstantes Rennpferd. Im direkten Anschluß wurde er als Freizeitpferd abgegeben - leider ist über diese Zeit relativ wenig bekannt.
Seit Juli 2007 lebte er in der Nähe von Wien bei seiner letzten Besitzerin, die sich mit viel Zeit und Mühe seinem Charakter und seinem Gesundheitszustand angenommen hatte. Aufgrund einer Kolik musste Fremersberg im November 2010 eingeschläfert werden.
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Fremersbergs persönliche Geschichte
(geschildert von Katharina Zodl)
Fremersberg war relativ lange als aktives Rennpferd auf deutschen Bahnen unterwegs. Er hat während seiner Karriere des Öfteren den Rennstall gewechselt (Stall Arkona, Stables of Excellence und zuletzt Stall Lenzenthal). Im Jahr 2004 lief er sein letztes Rennen und wurde anschließend wohl als Freizeitpferd verkauft - die genauen Umstände sind allerdings (noch) nicht bekannt.
Seit Ende 2006 lebt er jedenfalls in Österreich und seit Juli 2007 bei mir.
Fremersberg lief in insgesamt 6 Saisonen nur 21 Rennen - 4 hat er gewonnen, 9 mal war er plaziert.
Ich habe Fremersberg, der inzwischen Franky heißt, Ende Juni 2007 in einem Inserat endeckt. Er stand ca. 100 km von meinem Heimatort entfernt zum Verkauf und eigentlich wollte ich ihn mir aufgrund
der großen Entfernung gar nicht erst ansehen. Abgesehen davon hatte ich nicht vor mir einen "verrückten Ex-Galopper" zu kaufen - ich wollte ein "anständiges" Reitpferd! Naja... eine Freundin hat mich
dann überredet, doch hin zu fahren und was soll ich sagen? Gesehen, geritten, gekauft!
Franky war in keinem besonders guten Zustand, sehr dünn und insbesondere seine Hufe waren eine Katastrophe. Ich wollte ihn trotzdem haben und war mir sicher, dass ich ihn wieder aufpäppeln kann.
Außerdem war er extrem brav beim reiten und ich zu diesem Zeitpunkt aufgrund einer langen Reitpause nicht sehr sattelfest - die perfekte Kombi also!
Als ich ihn in sein neues Zuhause brachte wurde ich eher belächelt als beglückwünscht - ein Galopper! Noch dazu in so einem Zustand! Wer kauft denn sowas??? ICH!
Nach einiger Zeit mussten wir feststellen, was wohl die Verkaufsgründe der vorherigen Besitzer gewesen waren - zum einen war Franky im Umgang extrem respektlos, schubbste und schleifte mich und seine
Reitbeteiligung durch die Gegend und war wohl vorher durch Futterentzug ruhig gestellt worden, denn auch das Reiten lief plötzlich nicht mehr so gut, wie beim Proberitt! Zum anderen bekam ich von der
Veterinärmedizinischen Univeritätsklinik in Wien eine schlimme Diagnose mitgeteilt - NARKOLEPSIE!!! UNREITBAR!!! GEFÄHRLICH!!! Na, toll! Was ist Narkolepsie überhaupt? Narkolepsie wird auch
Schlafkoller genannt, dh das Pferd schläft völlig unvermittelt im Stehen ein und knickt dabei mit den Vorderbeinen ein. Es sieht aus, als würde es kollabieren, springt dann aber sofort wieder
auf.
Ich wusste nicht, was ich machen sollte! Von allen Seiten wurde mir geraten, dieses "Vieh" an den Verkäufer zurück zu geben. Aber das wollte ich nicht, weil ich Angst hatte, dass er dann entweder
beim Schlachter landet oder wieder an irgendjemanden verkauft wir, bei dem er dann dahin vegetiert.
Also habe ich mich sehr genau über die Narkolepsie informiert und festgestellt, dass er unter einer leichten Form der Krankheit leidet, bei der die Pferde nur in Ruhephasen "umfallen", nicht aber
wenn sie sich bewegen oder arbeiten. Und das Respektsproblem würden wir auch hinkriegen. Ich wollte es mir selbst, allen anderen und vor allem Franky beweisen, dass ich ihn nicht aufgebe!
Jetzt, 1 1/2 Jahre später (Nov. 2008) kann ich Bilanz ziehen:
Wir haben viel mitgemacht - viele Verletzungen, drei Klinikaufenthalte, einmal ging es um Leben und Tod (septische Arthritis im Sprunggelenk nach Trittverletzung), Tierarztkosten, die mittlerweile
das x-fache des Kaufpreises ausmachen! Aber er ist ein Kämpfer!
Reiterlich kamen wir durch die vielen "Zwangspausen" natürlich auch kaum weiter und die Probleme im Umgang konnten wir immer noch nicht ganz beseitigen. Aber es ist viel besser geworden. Nur
manchmal, wenn wir eine kleine Wunde versorgen wollen oder er einen schlechten Tag hat, kommen die alten Verhaltensweisen wieder zum Vorschein - aber auch das werden wir noch in den Griff kriegen,
denn meiner Meinung nach, waren diese "Attacken" nie Bösartigkeit, sondern immer nur Angst.
Er wird nun seit einigen Wochen wieder täglich gearbeitet - Dressur, Longenarbeit, Bodenarbeit, Freispringen und Ausreiten. Er liebt besonders die Stangen- und Springgymnastik, aber auch in der
Dressur geht es voran. Er ist (meistens) recht brav und niemand würde ihm zutrauen, dass er ein engl. Vollblut ist und aktiv Rennen gelaufen ist und sogar gewonnen hat. Auch von der Narkolepsie ist
kaum etwas zu merken, bis auf die kleinen Schürfwunden an den Fesseln, die verraten, wenn er wieder einen Anfall hatte, aber nur selten wirklich der Rede wert sind.
Sein "Zweitfrauchen" und ich sind sehr froh, dass wir ihn haben und ich denke er fühlt sich auch recht wohl in seinem neuen Wirkungskreis. Er lebt in einem kleinen Privatstall südlich von Wien in
einer schönen Paddockbox und kann Tag und Nacht ins Freie. Vormittags geht er ein paar Stunden auf die Wiese und am Nachmittag wird mit ihm gearbeitet. Außerdem sieht er mittlerweile auch wieder aus,
wie ein Pferd im besten Alter und nicht mehr, wie ein 30 Jahre alter "Ackergaul". Selbst seine Hufe sind durch die hervorragende Arbeit unseres Schmiedes wieder recht ansehnlich.
(Stand: November 2008)