HIGH SCRIPT (GER), 1996

Script Ohio - Heureka

 

 

Züchter: Gestüt Quellenhof im Taunus

 

Besitzer: Petra Platzbecker

 

Aktiv: von 1999 - 2002 mit 7 Starts

 

Gewinnsumme: 150,00 EUR

 

Heutiger Einsatz: Freizeitpferd

 

 

High Script erlebte in den Jahren seiner aktiven Zeit mehrere Trainerwechsel und konnte sich letztendlich nie so recht im Rennsport behaupten. Ende der Saison 2002 gab man ihn dann an eine kleine Reiterpension ab und bot ihn zum Verkauf an.

 

Dort lief er seiner heutigen Besitzerin über den Weg, die wieder mit dem Reiten beginnen und einem Pferd eine 2. Chance geben wollte.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten sind beide inzwischen zu einem festen Team zusammengewachsen.

 

Mehr über High Scripts persönliche Geschichte erfahren Sie im Anhang ..

 

High Scripts persönliche Geschichte

(geschildert von Petra Platzbecker)

 

Geboren wurde High Script im Gestüt Quellenhof. Leider habe ich nie viel über sein Vorleben erfahren können. Lediglich im Internet fand ich heraus, daß er in 3 Jahren 7 Rennen lief und nur ein geringes Preisgeld erzielte. Als sogenannter "Looser", 6jährig und nach mehreren Besitzertrainer-Wechseln landete er in einer kleinen Reiterpension zum Verkauf. Als ich ihn das erste Mal sah, war er in einem ziemlich ausgemergelten Zustand. Sein Blick ging irgendwie ins Leere, so als ob er sich aufgegeben hätte und nicht mehr viel vom "Leben" erwarte. Da ich unbedingt ein Pferd aus dem Tierschutz o. ä. Institution erwerben wollte, kaufte ich ihn nach einem Proberitt im Gelände und nannte ihn SKY.

 

Von da an begann eine ziemlich harte Zeit. Als Wiedereinsteigerin wollte ich mit Sky zusammen Reitunterricht nehmen und ihn dann als reines Gelände- und Wanderreitpferd halten. Dies erwies sich jedoch als äußerst schwierig. Die 1. Reitunterrichtsstunde wurde jäh beendet, als Sky in der Reithalle total durchdrehte. Er rannte mit mir auf dem Rücken wie ein Verrückter total panisch durch die Halle, schlug Haken wie ein Hase und bremste kurz vor der Hallenwand ab, um gleich wieder loszurennen. Fazit: Er kannte das Reiten in der Halle nicht.

 

Die Reitlehrerin schlug vor, Sky erst einmal zu longieren und wollte mir dies dann beibringen. Er wurde ausgebunden (ich empfand dies schon als viel zu extrem, dachte aber, daß die Reitlehrerin es schon richtig machen würde, da sie selbst Vollblüter besaß) und an der Longe in die Halle geführt. Auch diesmal Chaos! Sky wurde durch die engen Ausbinder und Schlaufzügel total verängstigt, er bockte, stieg und die Reitlehrerin bekam es mit der Angst zu tun. Schließlich riß er sich los und rannte in Panik durch die Halle. Zum Schluß hatte er sich sogar von der Trense befreit und stand zitternd und mit weißem Schaum übersät in der Halle. Als die Reitlehrerin ihn dann einfangen und weiter longieren wollte, nahm ich mein Pferd und meinte nur, daß dies so auf keinen Fall gehen würde, da Sky wohl auch Longieren nicht gewohnt war. Es gab einen kleinen Wortwechsel und die Reitlehrerin meinte, dann solle ich sehen, wie ich alleine klar käme.

 

Nun stand ich da, alleine auf mich gestellt und benötigte dringend Hilfe. Da es jedoch niemanden außer dieser Reitlehrerin an diesem Stall gab, mußte ich eine Lösung finden. Intuitiv wollte ich mit meinem Sky ganz von vorne anfangen. Ich besorgte mir jede Menge Literatur über Bodenarbeit mit Pferden (Michael Geitner, Heinz Welz, Monty Roberts u.a.) und übte mit Sky auf dem Reitplatz oder in der Halle, wenn niemand mehr da war. Ansonsten machten wir lange Spaziergänge, was anfangs auch nicht einfach war. Wenn er große, weite Flächen wie z.B. Felder vor sich sah, wurde er äußerst unruhig und wollte losrennen, aber ich hielt durch und wir übten stetig. Im Reitstall waren wir die Sonderlinge "die mit dem bekloppten Blüter", aber das war mir egal. Am Tag genoß Sky mit anderen Pferden Weidegang und durfte einfach nur Pferd sein. Oft verhielt er sich so extrem verspielt, als ob er seine Fohlenzeit nachholen wollte.

 

Nach fast 1/2 Jahr und guter Fortschritte, beschloß ich, den Stall zu wechseln, da die Pferde in dem damaligen Stall im Winter nur auf Minipaddocks "zum Lüften" herauskamen. So zogen wir um ins Bergische Land in einen Stall, wo den Pferden ganzjährig und ganztägig riesige Wiesen zur Verfügung standen. Abends kam Sky dann in eine Box mit Paddock. Nun wollte ich aber endlich einmal das Reiten anfangen. Leider war ich durch die anfänglichen Reitversuche mit Sky sehr verunsichert und ängstlich. Dies war jedoch für Sky nicht gerade günstig. Da er selbst sehr unsicher und ängstlich war, wäre für ihn eine erfahrene Reiterin das Beste gewesen. So war es aber nicht und irgendwie mußten wir beide nun einmal da durch. Da die Bodenarbeit prima klappte und er mittlerweile auch schon kleine Kunststücke (wie z.B. das Kompliment) beherrschte, war ich sicher, es müßte mit dem Reiten auch funktionieren. Denkste!

 

Für den Reitunterricht meldete ich mich bei einer Westerntrainerin an, da mir diese Reitweise sehr zusagte. Es war eine harte Zeit, teilweise wurde Sky auch von der Westerntrainerin geritten und wir machten Fortschritte. Wenn ich dann endlich überglücklich war und dachte, wir hätten es geschafft, dann kamen immer wieder Rückschläge.....zwei Schritte vor....einer zurück.....ich verzweifelte bald. Ging es dann einmal gar nicht weiter, fing ich immer wieder zwischendurch mit Bodenarbeit an. Da Sky mittlerweile ein wunderschönes Pferd geworden war und auch an Selbstbewußtsein zugenommen hatte, fingen nun auch noch die "Machtspielchen" an. Immer wieder stellte er mich auf die Probe und oft versagte ich und konnte mich nicht durchsetzen und dann rannte er plötzlich wie anfangs in wilder Panik los, regte sich furchtbar auf und sah Gespenster, egal ob in der Halle oder auf dem Platz. Oder er hatte einfach keine Lust und war bockig.

 

Es kam der Punkt, an dem ich schon mit einem mulmigen Gefühl zu ihm fuhr und ich Angst bekam, wenn ich nur an das Reiten dachte. Das konnte es aber doch auf Dauer nicht sein! Da Sky ein sehr feinfühliges Pferd war, spürte er meine Stimmungen und Ängste sofort und wurde dann genau so unsicher wie ich, rannte plötzlich wieder panisch los oder spielte einfach nur seine Machtkämpfchen, wenn er keine Lust hatte.

 

In dieser Zeit weinte ich sehr viel und dachte schon daran, ihn abzugeben. Dann hatte ich eines Nachts einen Traum......Sky wurde mit dem Pferdehänger abgeholt und weggebracht....und ich lief wie von Sinnen hinter dem Hänger her, um ihn zu stoppen....und Sky wieherte laut....Als ich aufwachte, war ich völlig fertig mit den Nerven und tränenüberströmt....und mir war eines klar: Ich würde ihn NIE abgeben. Ich mußte eben an ihm wachsen und all meinen Mut und meine Kraft zusammennehmen ob mit oder ohne Reitlehrer....und das tat ich dann auch......teilweise mit der Westerntrainerin, dann aber auch wieder alleine. Es vergingen weitere 2 Jahre, die nicht einfach waren. Ich wagte mich nun auch ins Gelände. Erst mit anderen Reitern, dann alleine. Ich wollte mit kleinen Schritten ans Ziel kommen und mir auf keinen Fall etwas kaputt machen. Unseren ersten Ausritt ohne andere Reiter begannen wir, indem wir nur einmal den Feldweg hinauf und wieder hinunter ritten. Wir waren beide schweißnass vor Stress, aber wir hatten es zusammen gemeistert! Und jede Übung sollte mit einem positiven Erlebnis enden.

 

Nach 1 Woche erweiterten wir die Strecke, darauf die Woche erneut und nach 3 Wochen ritten wir um ein großes Feld. Zuerst nur im Schritt. Als wir dann beide immer sicherer wurden und ich merkte, daß Sky mir immer mehr vertraute, wagten wir auch größere Strecken (auch im Trab und Galopp) und es funktionierte wunderbar. Sicher, Rückschritte kamen immer wieder vor, aber nicht mehr so extrem wie am Anfang und sie wurden immer seltener. Irgendwann kam dann der Punkt, in dem sich Sky so schlagartig änderte, daß ich immer dachte, als wenn man bei ihm einen "Hebel" umgedreht hätte und er ein anderes Pferd geworden wäre.

 

Heute, nach 8 Jahren sind wir ein prima Team geworden: Sky wird von mir überwiegend im Gelände geritten (baumloser Sattel, seitdem geht er total entspannt und locker über den Rücken), ab und an auch auf dem Reitplatz. Damit es ihm nicht langweilig wird, steht Longieren (frei oder mit Longe, aber ohne Ausbinden und er geht trotzdem über den Rücken und total entspannt!), Bodenarbeit oder einfach nur spazierengehen auf dem "Trainingsplan". Ansonsten darf er einfach nur Pferd sein, lebt in einer 8köpfigen Wallachherde mit ganzjährigem, ganztägigen Weidegang und Box mit Padock.

 

Ich bin unsagbar froh, daß "wir" es geschafft haben, obwohl wir ein unerfahrenes Team waren, aber gerade deswegen! Es hat so viele spirituelle Momente mit diesem Pferd gegeben (und es gibt sie heute noch), ich war ihm oft mental so nahe und es war eine unsagbare Vertrauensbasis und ein Verständnis da, daß sich die ganze Arbeit hierfür gelohnt hat! Ich habe auch selbst sehr viel durch ihn gelernt. Oft dachte ich, er ist der Spiegel meiner Seele. Englische Vollblüter sind für mich die schönsten Pferde, auch weil sie so sensibel sind.

 

Gerade wegen ihrer Sensibilität werden sie oft als "schwierig" oder "bekloppt" abgestempelt. Aber wenn man bedenkt, was sie teilweise durchmachen müssen, wenn sie im harten Rennsport stehen, kann man es ihnen nicht verübeln. Mit Gewalt kann man bei ihnen gar nichts erreichen, nur mit Geduld, Liebe aber auch Konsequenz! Man muß sie einfach nur überzeugen und auf keinen Fall zwingen....wenn man diese richtige "Mischung" beherrscht, hat man einen wunderbaren Freund!

 

Lieber Sky, ich bin froh, daß es dich gibt!

Deine "Freundin" Petra

 

(Stand: Juni 2009)

 

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© Nicole Billaudelle