One more time stand noch bis Anfang Juni 2009 im Training, bevor man sich aufgrund ihrer Leistungen doch entschied, sie als Reitpferd zu verkaufen.
Seit einer Woche lebt sie nun bei ihrer neuen Besitzerin in der Nähe von Weimar. Die Stute steht dort mit anderen Pferden zusammen in der Herde und soll langfristig als Reitpferd in der Dressur ausgebildet werden. Bisher zeigt sie sich charakterlich von ihrer besten Seite, so dass man auf ihre weitere Entwicklung gespannt sein darf.
Mehr über One More Times persönliche Geschichte erfahren Sie im Anhang ..
One More Times persönliche Geschichte
(geschildert von Katharina Hoffmann)
"Ich will was Schweres, was Gemütliches... einen Wallach." - Das war meine Einstellung, als ich beschlossen habe, dass für meinen Wallach ein Zweitpferd her soll... Da sein Sozialverhalten mehr
als schwierig ist, und er kaum ein Pferd an seiner Seite akzeptiert, war die Suche recht kompliziert.
Irgendwann wurde ich angesprochen .. "Hey, willst du ein Rennpferd?" - "Oh Gott, niemals !!" - "Ist ne wunderschöne Rappstute." "Hmm.. naja, ich kann sie mir ja mal angucken, wann sieht man schon mal
ein Rennpferd aus nächster Nähe - aber kaufen werde ich sie nicht !"
Ein paar Tage später bin ich dann in ihren Heimatstall gefahren. "Das isse.. One More Time, auch Julchen genannt."
Die Gute stand zusammen mit einer alten Stute auf der Koppel und trabte fröhlich auf uns zu und schnappte prompt nach mir. Nicht böse, aber verspielt. Grrr !! Aber wunderschön ist sie ja schon .. Sie
zeigte auf der Koppel echt was sie konnte und ich habe angefangen, mit mir zu ringen. "Machste das, machstes´ nicht .. schaffste das, passt sie zu deinem Dicken .. ist sie doch zu hektisch !?Nee, du
willst was Ruhiges. Aber der Dicke könnte ein bissel junges Getue gebrauchen. Hmm.. "
Ich bin dann einige Male hingefahren und habe versucht, sie etwas kennenzulernen. Ich war mit ihr spazieren und hab sie geputzt. Geschnappt hat sie nie wieder.
Irgendwann hab ich beschlossen, dass ich sie nehme und etwas später kam sie zu mir auf den Hof. Eine halbe Stunde schwebte sie über ihre Koppel und begutachtete erstmal alles ausführlich. Danach war
Ruhe. Das war für einige Wochen das letzte Mal, dass sie so elanvoll gespurtet ist. Ich habe schon überlegt, ob ich ihr ein Schild umhänge "Bin ein Vollblut", weil es mir niemand glaubte. Sie
schaffte es sogar, alleine von der letzten Koppel im Schritt zum Stall geschlichen zu kommen, obwohl alle anderen schon ihr Futter hatten und im Stall standen. Sie verblüffte mich damit jeden Tag
aufs Neue.
Die Gewöhnung an meinen Dicken klappte erstaunlich unkompliziert, so dass sie bald frei auf allen Koppeln mitlaufen konnte. Sie rangeln sich zwar ab und zu, aber dennoch können und wollen sie
nicht mehr ohne einander.
Wir starteten mit kurzen Spaziergängen und arbeiteten uns zum geführten Schrittausritt vor. Mein Wallach als Ruhepol war immer bei Fuß, da ich ja nicht wusste, wie sie so reagieren wird und ich auch
wusste, dass sie ein kleiner Steiger ist. Sie war aber immer absolut ruhig und feinfühlig in den Hilfen. Irgendwann traute ich mich, sie eine Kurzstrecke zu galoppieren. Entgegen aller meiner
Erwartungen hörte die Madame nach 5-6 Galoppsprüngen von selber auf und befand, dass es für heute reicht mit harter Arbeit. :)
Dann kam der Schock - die Sehne vorne links ist nicht ganz fit. Sie ging grundlos lahm, hob ihr Bein und rund um den Fesselträger war alles dick. Also 8 Wochen komplette Koppelruhe und die erste Diagnose: das wird ein Bandagenpferd. Toll. Die erste Zeit musste ich jeden Tag mit Homöopathischen Mitteln arbeiten, aber es half nicht. Dann machten wir Wärmeverbände. Also einmal am Tag ne dicke Wärmepaste drauf, Frischhaltefolie drumrum und Bandage drum. Sie wartete jeden Tag lieb und geduldig, bis ich fertig war. Dann folge ein Hufgeschwür, auch vorne links und die zweite Diagnose: das wird ein Eisenpferd und aus den 8 Wochen machen wir mal mindestens 10. Klasse .. aber was will man machen.
Nach dieser Zwangspause gings wieder zurück ins "Training" - wieder erst kurze, und dann immer längere Schrittrunden.
Einige Wochen später bemerkte ich abends beim Füttern, dass irgendwas Rotes, Flüssiges im Futtereimer war. Ich wunderte mich, wo es herkam und sah, dass es aus der linken Nüster kam. Oh Gott !!
Lungenbluten ?! Innere Verletzung ? Sie ließ mich völlig lieb bis in die Nüster greifen und das Blut auswischen. Nach einigen Minuten hörte das Bluten auf und ich wartete noch Stunden, um zu gucken,
ob es ihr gut geht oder ob es wieder kommt. Es kam bisher nicht wieder und meine Tierärztin beruhigte mich damit, dass auch Nasenbluten einmal vorkommen kann.
Also machten wir weiter mit unseren Ausritten, aber das Problem mit der Sehne kehrte schlagartig zurück. Wir kamen von einem Ausritt wieder und 20 Meter vor dem Tor ging sie vorne "wie gewohnt"
kurz-lang und hinten stocklahm. Sie krümmte sich und zog beide Hinterbeine wechselnd an. Wir haben sie schnell abgesattelt und vorsichtig die paar Meter in den Stall gebracht. Diagnose: Verschlag,
bei kalten Temperaturen eher mit Nierendecke raus.
Meine Tierärztin riet mir, in eine Klinik zu fahren und das Ganze ordentlich durchchecken zu lassen. Sie machte ein Blutbild und wir machten einen Termin in der Klinik. Das Blutbild ergab, dass es
definitiv ein Verschlag war und außerdem Eisen und Zink zu niedrig sind. Bis dato behandelten wir mit Kühlpasten. Also wieder jeden Tag einmal einsalben, bandagieren, abwaschen, salben, bandagieren
..
Da fragte ich mich das erste Mal, ob es richtig war, sie zu holen. Der erste Klinikbesuch ergab, dass der Fesselträger beschädigt sein muss und endete mit einer Hyaluron- und einer Cortisonspritze und der Frage, ob sie je richtig einsetzbar sein wird !? Außerdem kam das Thema "Atypische Myoglubinorie" auf. Eine spezielle Form des Verschlages, was vor allem Weidepferde im Herbst bekommen und was so ziemlich nie heilbar ist, sondern tödlich endet. Mein Mut war echt gesunken danach. :( Ich sollte aufpassen, dass sie viel Heu frisst, bevor sie auf Koppel kommt und nach Kälteeinbrüchen auch erstmal die Koppel meiden. Nach vier Wochen kam der zweite Klinikbesuch zur Nachkontrolle und zum Ultraschall.
Die Diagnose: Das sehnenumliegende Gewebe rund um den Fesselträger hatte einmal eine Verletzung, aber es heilt. Ich darf und soll sie antrainieren. Es kann zwar wieder auftreten bei Überbelastung,
aber sie wird vollkommen einsatzfähig sein ! Einer Zukunft als Wander- und Distanzpferd steht nichts im Wege! Gott sei dank!!
Mit sichtlich guter Laune fuhren wir heim. Sie ist seitdem wieder gut drauf und springt ab und an auch mal wieder über die Wiesen. :)Bis jetzt hat sie dank dem schlechten Wetter und einer fehlenden Halle noch ihre Ruhe, aber bald beginnt das Antrainieren.
(Stand: Dezember 2009)