POKER PRINCE (GER), 1995

General Assembly - Phadra

 

 

Züchter: Ernst-Reinhard Nöthel

 

Besitzer: Patrizia Borzyszkowski

 

Aktiv: von 1999 - 2007 mit 99 Starts

 

Gewinnsumme: 57.904,00 EUR

 

Heutiger Einsatz: Reitpferd

 

 

Poker Prince wurde aufgrund seiner hervorragenden Abstammung lange Jahre im Rennsport eingesetzt, obwohl seine Leistung in den letzten 3 Jahren stetig schlechter wurde. Im Anschluß wurde er über einen Pferdehändler zum Kauf angeboten. Seine heutige Besitzerin kaufte ihn im Frühling 2008, obwohl er sich in keinem besonders guten Zustand befand.

 

Anfänglich zeigte sich Poker Prince nicht gerade von seiner besten Seite und ließ seine Besitzerin oft Verzweifeln, die sich doch eigentlich ein vernünftiges Freizeitpferd für Geländeritte gewünscht hatte. Mit Geduld und ein wenig Hilfe hat sich der Wallach heute zu einem verlässlichen Partner gemausert, der seiner Besitzerin viel Freude bereitet.

 

Mehr über Poker Prince persönliche Geschichte erfahren Sie im Anhang ..

 

Poker Prince persönliche Geschichte

(geschildert von Patrizia Borzyszkowski)

 

Ich habe Poker (so nenne ich ihn) von meinem Mann zu meinem 30igsten Geburtstag geschenkt bekommen. Wir haben über einen Händler und Pensionsstallbetreiber nach einem passendem Pferd für mich gesucht. Es sollte nicht all zu groß sein, einen lieben Charakter haben, gut ausgebildet und vor allem geländegängig sein !! Das erste eigene Pferd nach langen Jahren Reitbeteiligung. Irgendwann nach Wochen klingelte das Telefon, dass er ein passendes Pferd gefunden hat. Wir sind natürlich schnell hingefahren, um uns Poker anzuschauen. Und - was sahen meine in Pferdefieber leuchtenden Augen: ein SUPER DÜNNES, neugierig, aber schüchtern schauendes, dunkelbraunes Pferdchen.

 

Ich bin auf die Weide, um erste Kontakte zu knüpfen und stellte fest, dass es um das Pferd noch schlechter stand, als vom Weiten zu sehen war. Er war wirklich so erschreckend dürr, Hufe runtergeraspelt bis aufs Fleisch und sehr schreckhaft.

 

Dann ging es weiter mit Trensen, Satteln, Probereiten. Auch da stellte er sich nicht gerade gut an !! Trensen und Satteln mit drei Mann und das Reiten - na ja.

Ich weiß wirklich nicht, warum ich damals gesagt habe, dass ich ihn haben möchte. Irgendwo dachte ich auch, dass ich ihn auf keinen Fall da so lassen kann und er hatte mich irgendwie gepackt - er war mit keinem der Pferde zu vergleichen, die ich vorher mitbetreut hatte.

 

Also haben wir bezahlt (viel zu viel) und nahmen ihn mit. Wir kauften ihn 2008 im Frühling und ein Jahr vorher ist er wohl noch Rennen gelaufen. Sein Vorbesitzer ließ ihn so lange starten, bis es sich gar nicht mehr lohnte.
Poker war also bei mir angekommen, er sollte vor allem nur noch freizeitmäßig im Gelände geritten werden. Keine Turniere mehr und kein Druck. Leider stellte sich früh raus, dass wir sehr, sehr viel nachholen mußten. Angefangen mit Putzen, was er nur kaum zuließ, Hufe geben - auch nur sehr bedingt, am Platz anbinden, ruhig stehen - das kannte er alles nicht.


Auch die Gesundheit war arg angeschlagen.. Läuse, die ihn fast wahnsinnig gemacht haben, mit seinen Zähnen konnte er noch nicht ein mal Möhren klein machen und natürlich die Hufe ! Eine Katastrophe. Die ersten zwei Schmiede kamen und gingen wieder.

 

Wir fingen an, die Gesundheit in Ordnung zu bringen und leichte Arbeit an der Longe zu üben. Leider kannte er auch keine Longe und alles was dazu gehört. Ich kam nach ein paar Wochen an den Punkt, wo Poker in der Halle wie ein wahnsinniger rannte und ich vor der Halle weinte, weil ich nicht weiter wußte. Niemals wollte ich ein Pferd, das im fortgeschrittenem Alter noch ausgebildet werden mußte. Das konnte ich gar nicht. Wir haben es kurz mit Beritt versucht, aber nach dem Zweiten Mal wollten wir uns alle nicht mehr wiedersehen. Man sagte mir, ich solle das Pferd wieder dahin bringen, wo ich es her habe oder am besten sofort zum Schlachter.


Ich weinte und biss die Zähne zusammen. Las Bücher und hörte auf meinen Instinkt, alles war schwierig, ALLES. Streichkappen anziehen, Aufsitzen, Nasensperriemen anlegen unmöglich. Drei Trensen in drei Monaten, endlose Halfter und Hilfszügel zerissen.

Trotz Unterbringung in einem Stall mit allen Leistungen, die es gibt, fuhr ich jeden Tag zwei Mal hin, um dazu zu füttern, Medis zu verabreichen, für Bewegung zu sorgen. Irgendwie wurde es zwar langsam, aber eben immer besser. Kleine Fortschritte stellten sich ein.

 

Sechs Monate später kamen wir an einen Punkt, wo es in diesem Stall nicht mehr weiterging, alle hatten Tips (nicht gerade gute) und dachten, Poker hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Mich störte vor allem aber, dass am Futter und Stroh gespart wurde. Also mußten wir umziehen. Auch wir privat sind umgezogen und so fanden wir einen tollen Stall etwas weiter weg.
Poker machte sich immer besser, ließ sich putzen, anbinden, longieren, Stangenarbeit war auch ok. Nur unsere Ausflüge ins Gelände waren immer eine Katastrophe, oft gab es sehr brenzlige Situationen. Ich hatte aber mittlerweile akzeptiert, dass es eben kein Geländepferd ist und wird. Reiterlich kamen wir dann irgendwann an einen Punkt, wo es nicht weiterging - wieder Tränen und Zweifel.

 

An diesem Punkt hat mich ein rettender Engel angesprochen, sich eingemischt und wir haben zusammen angefangen, an uns zu arbeiten zusammen mit Doro. Das war das Beste, was uns passieren konnte - es ging sehr schnell und steil bergauf für uns beide, Poker zeigte, dass er eigentlich ein richtig tolles Dresurpferd ist.

 

Mitlerweile ist er eins der entspanntesten und liebsten Pferde, die ich kenne - er läßt sich super reiten, macht alles, was zu seinem Pferdeleben dazu gehört, ohne mit der Wimper zu zucken und geht mit einem ruhigen Partner super ins Gelände. Er ist superfit, obwohl er einiges mit mir durchgemacht hat. Leider ist seine Figur immer noch ein leidiges Thema, und ich füttere immer noch viel zu - mit Mais und Leinsammenkonzentrat, Maesh, und noch einiges mehr. Seine Hufe sind dank einem tollen Schmied und der Ernährung super geworden!

Nach extremen zwei Jahren intensiver Arbeit und Mühe ist es ein tolles Pferd !!!!

 

Ganz ohne fremde Hilfe ging es nicht, aber das ist auch nicht schlimm. Ich bin super stolz auf uns, dass wir nie dem Mut verloren haben. Dass er gelernt hat, und ich durchgehalten habe. Ich bin nähmlich nicht gerade geduldig - eigentlich.
Ich hätte nie gedacht, dass wir es so weit schaffen in so kurzer Zeit. Doro ist für uns beide die einzig richige Ausbilderin, aber sie zu finden war nicht leicht.

 

Ich bereue keine Minute, den alten Galopper mitgenommen zu haben :-))))

 

(Stand: Juni 2010)

 

 

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© Nicole Billaudelle