SHIRE CALL (GER), 1996

Zinaad - Shine Share

 

 

Züchter: Gestüt Graditz

 

Besitzer: Beate Horst

 

Aktiv: von 1999 - 2000 mit 22 Starts

 

Gewinnsumme: 9.254,00 EUR

 

Heutiger Einsatz: Zuchtstute

 

 

Shire Call wurde während ihrer aktiven Zeit von Peter Schiergen trainiert und brachte konstant ihre Leistung.

 

Nach Beendigung ihrer Rennkarriere wurde sie an einen Züchter in Leverkusen verkauft, der die Stute verantwortungslos auf einer Weide ihrem Schicksal überlassen hat. Ihre heutige Besitzerin Beate Horst (Inhaberin einer Reitanlage) bekam im Jahr 2000 einen Anruf von Fremden, die Shire Call im Sterben liegend am Rand einer Weide gefunden hatten. Beate Horst ergriff sofort die Initiative und transportierte die Stute auf ihren Hof. Nach einem Einsatz der Polizei wurde sie offiziell in ihren Besitz übergeben. Trotz schlechter Prognosen des Tierarztes kümmerte sie sich um sie.

 

Die Stute entwickelte sich derart prächtig, dass sie im Jahr 2002 als prämierte Zuchtstute in der Trakehnerzucht eingetragen wurde. Seitdem hat Shire Call fünf erfolgreiche Fohlen zur Welt gebracht.

 

Mehr über Shire Calls persönliche Geschichte erfahren Sie im Anhang ..

 

Shire Calls persönliche Geschichte

(geschildert von Beate Horst)

 

Durch unsere Reitanlage sind wir in Leverkusen bekannt als erfahrene Pferdeleute. Häufig klingelt das Telefon, und wir werden nach Dingen rund um die Pferdehaltung gefragt, die bestenfalls mittelbar etwas mit unserer Reitanlage zu tun haben.

 

So auch am 5. Dezember 2000. Es gab den aufgeregten Bericht: "Wir sind hier in Burscheid an einer Weide. Wir glauben, hier stirbt ein Pferd! Können Sie helfen?" Auch wir hätten nicht geahnt, dass dies der Anfang einer Trakehner Zucht werden würde, aber wir sind erst einmal los. Tatsächlich fanden wir eine Vollblutstute, die im Herbst angeblich zu Zuchtzwecken von der Rennbahn gekommen war, sterbend auf der Weide.

 

Tatsächlich war dieses Pferd an einen jener "Vollblutzüchter" geraten, die eine gefährliche Kombination aus keinem Geld und keiner Ahnung aufweisen. Die Betreuung von Tieren kann nun nicht darin bestehen, nach dem Transport die Gamaschen zu lösen und einen zuvor eingedeckten Blüter von der Bahn bis in den Winter hinein auf einer Weide sich selbst zu überlassen.

Nachdem die Anrufer dort bereits wüste Drohungen mit Tierschutz, Polizei und Amtsveterinär losgelassen hatten, war der Besitzer bereit, das Pferd aus den Händen zu geben.

 

Wir haben uns bereit erklärt, die Stute zu verladen und eine Behandlung zu versuchen. Die Prognose unseres Tierarztes lautete: Maximal 72 Stunden, Überlebenschance gegen Null. Wenn sie es schafft, niemals reitbar und niemals zuchttauglich! Aber vielleicht begann in diesen Minuten etwas, was man eine besondere Beziehung nennt...Zum Frühjahr hin erholte sich Shire Call zusehends, die akuten entzündlichen Prozesse heilten ab, das Fell wuchs wieder und die Stute nahm an Gewicht zu. Sie wollte leben und hat alle Voraussagen des Tierarztes Lügen gestraft. Die Tupferprobe zeigte, dass die Stute trotz ihrer Krankheitsgeschichte gynäkologisch "sauber" geblieben war. Es wurde an der Zeit, auch die letzte Vorhersage des Tierarztes auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

 

Ab April 2001 wurde künstliche Besamung mit dem Trakehner Hengst "Münchhausen" versucht. Tatsächlich - schon bei der zweiten Besamung nahm die Stute auf. Eine Karriere als Zuchtstute sollte beginnen ...

Ganz unabhängig davon haben wir aber auch noch unsere persönliche Philosophie des Umgangsund der Haltung von Pferden. Wir sagen kurz und bündig, Pferde müssen laufen, die Fachliteratur sagt dazu, "das Pferd formt sich an Sitz und Einwirkung des Reiters". Shire Call bewies nun noch in der Reha, was Blüter auszeichnet, und weshalb sie bei vielen Reitern hoch geschätzt sind. Sie ist intelligent, auf den Menschen bezogen und beim Beritt absolut kooperativ. Trotz aller Einschränkungen durch ausklingende Behandlungen und Trächtigkeit machte sie erhebliche Fortschritte.

 

Ganz nebenbei sei noch erwähnt, dass wir keine hauptberuflichen Bereiter sind und Zeit und Training nur in dem Maße aufgewendet werden konnten, wie die übrigen Betriebsteile dies zuließen. Dennoch war die Entwicklung derart ermutigend, dass wir uns entschieden, sie im Herbst zur Stutenleistungsprüfung anzumelden. Im November des Folgejahres, knapp ein Jahr nachdem wir Shire Call mehr tot als lebendig in unseren Betrieb holten, sollte nun der "große Tag" kommen. Sie war zur Stutenleistungsprüfung in Geldern gemeldet. Mit der blütertypischen Gelassenheit hat sie - immerhin im 6. Trächtigkeitsmonat - alle Teile der Prüfung gut gemeistert. Auch die Fremdreiter waren von ihr angetan. Bei der späteren Stuteneintragung wurde durch die Zuchtleitung auf diese bestandene Stutenleistungsprüfung hingewiesen und in Zusammenhang mit der eigenen Rennleistung kommentiert, dass diese Stute nicht alleine irgendeine Abstammung in die Trakehner Zucht einbrächte, sondern mehrfach eigenständig leistungsgeprüft sei.

 

Mai 2002, keine anderthalb Jahre bei uns, Shire Call wird (6-jährig) offiziell als Zuchtstute in den Trakehner Verband aufgenommen. Das erste gesunde Fohlen - Sambatänzer - bei Fuß, wird sie mit den Maßen 159/19,5 und den Noten 8/7/6/7,5/6/7,5/7, gesamt 49 Punkte, in das Hauptstutbuch des Trakehnerverbandes eingetragen.

 

(Stand : Januar 2009)

 

 

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© Nicole Billaudelle